Beruf: Fachkraft im Gastgewerbe
Abschluss: Januar 2018
Jetzige Anstellung: Mitarbeiter im Hotel Grenzfall
Anfangs stand Hardy Wörpel der Ausbildung in einem Berufsbildungswerk skeptisch gegenüber. Nach einer Berufsfindungsphase im ALBBW absolvierte er hier seine Ausbildung zum Fachpraktiker im Gastgewerbe. Nicht ohne Hindernisse, wie er rückblickend sagt. Doch der Einsatz aller Beteiligten hat sich gelohnt: Mit einem Zeugnis in der Tasche blickt er nun dankbar zurück und als Mitarbeiter im Hotel Grenzfall optimistisch nach vorn.
Wie sind Sie nach Ihrer Schulzeit auf das Annedore-Leber-Berufsbildungswerk aufmerksam geworden?
Nachdem ich meine Schule nur mit einem Abgangszeugnis verließ, jobbte ich viel, weil ich weder eine vernünftige Ausbildung noch einen Abschluss hatte. Meine Rehaberaterin signalisierte mir dann, dass das ALBBW eine Chance für mich sei – vielleicht die letztmögliche – um beides nachzuholen. Zunächst war ich skeptisch und hatte Vorurteile gegenüber einem Bildungswerk. Aber das hat sich schnell gelegt.
Wie haben Sie zu ihrem Ausbildungsberuf gefunden?
Bis zu meiner Ausbildung im ALBBW war ich viel im sozialen Bereich tätig. Eigentlich wollte ich schon immer etwas mit Menschen machen. Da ich aber keinen Schulabschluss hatte, dafür aber körperliche Einschränkungen, gab es eigentlich keine Perspektive für mich, in diesem Bereich jemals Fuß zu fassen. Während einer Berufsorientierung im ALBBW habe ich Verschiedenes ausprobiert, mich letztlich aber auf den Servicebereich festgelegt, weil man da am meisten Kontakt zu Menschen bekommt.
Wurden Sie schon in Ihrer Ausbildung auf den wirklichen Berufsalltag vorbereitet?
Ja, allerdings war das Ausbildungshotel Zeuthen im Vergleich zu meinem jetzigen Arbeitsort sehr viel kleiner. Das Hotel Grenzfall liegt sehr zentrumsnah, hier verkehren viele Tourist*innen. Je mehr Gäste, desto mehr Spontanität und abwechslungsreichere Aufgaben erwarten mich – das liegt mir sehr.
Glauben Sie, das BBW ist anders als ein Betrieb in der Ausbildung?
Ja, aber positiv unter dem Aspekt, dass viele Augen auf einen schauen, alle an einem Strang ziehen und mehr Hilfe bzw. Unterstützung für Auszubildende da ist. Ich hatte Scheu davor, mich mit mir, meiner Krankheit und einem Berufsbildungswerk auseinander zusetzen. Relativ schnell verstand ich aber, dass es hier für mich durch den Einsatz aller Beteiligten ein gutes Ende finden kann.
Welche Hürden begegneten Ihnen im Laufe der Ausbildung und wie konnten Sie diese überwinden?
Die größte Herausforderung lag für mich im schulischen Bereich, deshalb gelang mir der Abschluss auch erst beim zweiten Anlauf. Im Rahmen der Vollausbildung ging ich zunächst auf eine normale Berufsschule, wo auch viele Auszubildende mit Abitur waren. Da der Unterrichtsstoff so komplex war, bin ich in der Klasse untergegangen und habe ich mich innerlich mehr und mehr zurückgezogen. Statt darüber zu reden, blieb ich der Schule fern. Irgendwann spiegelte sich mein Problem in den Zensuren wieder, letztlich auch in der gescheiterten Prüfung. Meine Ausbilder*innen setzten danach alle Hebel in Bewegung, damit der zweite Anlauf besser lief: Obwohl es nur für ein halbes Jahr war, ermöglichten sie mir so einen Schulwechsel, wodurch mein Ausbildungsabschluss doch noch gelang.
Wenn Sie zurückblicken: Was hat Ihnen in Ihrer Ausbildung besonders geholfen?
Der Rückhalt und die Aufmerksamkeit durch Ausbildende, Psycholog*innen und Sozialarbeiter*innen: Sie alle hatten ein sehr gutes Gespür dafür, wenn es Probleme gab. Diese wurden angesprochen, und alle setzten sich dafür ein, eine schnelle und gute Lösung zu finden.
Wie ging es nach Ihrer Ausbildung weiter?
Direkt nach meiner bestandenen Prüfung konnte ich meinen ersten Arbeitstag im Hotel Grenzfall antreten. Hier absolvierte ich zuvor ein dreimonatiges Praktikum, heute habe ich einen unbefristeten Arbeitsvertrag für eine Vollzeitstelle.
Wie sehen Ihre täglichen Aufgaben aus?
Ich arbeite innerhalb eines 13-köpfigen Teams im Schichtdienst. Hauptsächlich bin ich für die Frühschicht zuständig: Frühstücks- und Mittagsservice, Veranstaltungsräume vorbereiten, Kaffeepausen organisieren. Inzwischen übernehme ich bereits Dienste alleine. Vertrauen und Verantwortung seitens des Arbeitgebers geben ein gutes Gefühl und stärken den Rücken. Dabei schätze ich die praktischen Aufgaben und vor allem den Umgang mit Menschen. Perspektivisch möchte ich mich im Gastgewerbe gern noch weiterbilden. Gerade ist es sehr gut wie es ist.
Was würden sie Azubis empfehlen, die gerade hier in der Ausbildung sind?
Man darf sein Ziel nicht aus den Augen verlieren, auch wenn es mal schwer fällt oder nicht gerade gut läuft. Und man sollte Hilfe ruhig annehmen bzw. sich früher Unterstützung suchen, nicht erst dann, wenn es vielleicht schon zu spät ist.
Abschließend, würden Sie das ALBBW zukünftigen Auszubildenden als Ausbildungsort empfehlen?
Definitiv.
Vielen Dank für das Gespräch!
(Das Interview wurde 2018 geführt.)